Dienstag, 10. Juni 2008
Bombay - The maximum city
Nachdem wir uns letztes Wochenende die spirituelle Seite Indiens angesehen hatten, wollten wir uns diesmal das moderne und wirtschaftliche Indien antun. Endlich nach dem ich ein 800 Seiten Buch über die Stadt gelesen hatte und seit 5 Jahren davon träumte, ging es endlich nach Mumbai, die Wirtschaftsmetropole, aber nicht Hauptstadt von Indien.
So ging es am Freitagabend wieder mit dem Sleeperbus nach Mumbai. Natürlich waren auch hier wieder Verspätungen an der Tagesordnung, aber das war mir total egal, da ich diesmal die ganze Nacht wie ein Baby geschlafen hab. Es lag daran, dass wir nicht in den letzten Kabinen des Busses lagen. Diesmal konnten wir Plätze in der Mitte des Busses ergattern. So wurden wir nicht die ganze Nacht total durchgeschleudert und sind nicht bei jedem Speedbreaker mit dem gesamten Körper hoch und runter gehüpft. Am nächsten Morgen kamen wir dann um 10 Uhr im Norden von Indien an. Mumbai ist einfach riesengroß, hat soviel Einwohner wie der ganze australische Kontinent und mehr als die Hälfte der Bewohner leben in Slums. So waren wir im Norden angekommen und mussten in Süden der Stadt. Nachdem wir uns mit ein paar Taxifahrern gestritten hatten, haben wir dann eine halbstündige Fahrt durch die Stadt zu unserem Hotel gemacht. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick...
Unser Hotel war diesmal vergleichsmäßig teuer, aber wird hatten uns ja darauf eingestellt, dass das ganze Wochenende unser Budget ausreizen wird. Sonst war das Hotel eigentlich ganz schnucklig...Nach einer Dusche ging es dann erstmal in ein richtiges westliches Cafe in dem wir uns ein Frühstück gegönnt haben. Vorbei ging es dafür an vielen kleinen Strassenständen, die von Büchern über Armreifen alles verkauft haben. Nach der Stärkung ging es vorbei am Taj Mahal Palace zum Gateway of India. Der Taj Palace ist ein wahnsinnig schönes und luxuriöses Hotel direkt am Meer. Nach 2 Stunden Mumbai war uns ganz schnell klar, dass Indien nicht wirklich arm ist. Es ist einfach nur wahnsinnig extrem. Die Schere geht hier von einer Nacht im Taj Palace ab 300 Dollar, zu dem man mit dem BMW gefahren kommt, bis hin zu den Straßenkindern, die in Abfällen rumwühlen. Ich hab noch nirgends in Indien soviel Mercedes und BMWs auf einem Fleck gesehen. Nachdem wir uns von unserer Faszination beruhigt hatten, ging es zum Fotoshooting vorm Gateway von Indien, das Wahrzeichen von Mumbai. Leider wurde der Gateway gerade renoviert und deswegen bekamen wir dann doch nicht das perfekte Postkartenbild. Vom Gateway von India ging es dann zu Elephant Island mit dem Schiff. Als wir dann auf dem Schiff saßen, könnten wir die Skyline von Mumbai geniessen. Wir mussten uns wirklich immer wieder fragen, ob wir wirklich noch in Indien waren. Alles sah so anders aus, mit den Wolkenkratzern...
Elephant Island war dann eine wunderbare Abwechslung vom Trubel der Stadt. Man fährt eine halbe Stunde mit dem Schiff und schon ist man in der Natur angekommen. Die Insel ist berühmt wegen ihren Höllen, in denen man Skulpturen von den Hindu-Göttern sehen konnte. Es war angenehm kühl in den Höllen und wirklich interessant mehr vom Hinduismus zu erfahren. Als wir dann wieder aus den Höllen draußen waren, wurden wir dann noch von zwei aggressiven Affen angegriffen, die uns erst in Ruhe lassen wollten, als wir ihnen unsere Wasserflaschen gaben. Als kleine Zwischenmahlzeit gab es dann noch einen frischen gebratenen Maiskolben. Genau richtig zum Sonnenuntergang ging es dann wieder zurück zum Hafen von Mumbai. So konnten wir die Skyline von Mumbai gemixt mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang anschauen. Ich glaube, ich hab noch die eine so große, untergehende Sonne gesehen. Zurück am Hafen wollten wir uns das Taj Hotel dann doch mal von innen ansehen und dachten uns dass wir auch mal 5 Euro für einen Mango-Milkshake ausgeben könnten, wenn wir dabei in absoluter luxuriöser Umgebung saßen. Als wir dann drinnen saßen, fühlte ich mir aber eher unwohl. Auch wenn diese Seite auch zu Indien dazu gehörte, war es doch nicht ganz das Indien, das ich kennenlernen wollte. Und auch wenn es vielleicht mal eine ganz nette Abwechslung, aber ich wäre sogar in Deutschland von solch einem Hotel überwältigt gewesen und so war das alles irgendwie zu viel für mich. Auf den Toiletten waren zwei Frauen, die mir Seife auf die Hand tropften, das Wasser aufdrehten und das Handtuch reichten. Nach diesem luxuriösen Erlebnis sind wir dann direkt zum berühmten Leopolds, eine Kneipe in Indien, die voll mit Ausländern ist und die Inkneipe von Mumbai ist. Dort haben wir es dann erstmal ausgenutzt, dass wir einen Ein-Meter-Bier-Turm bestellen könnten. Mumbai ist einfach die moderne, hippe Seite von Indien. Nach einem leckeren Bier und leckerem Essen ging es dann zurück zum Hotel, wo wir uns für den Abend frisch gemacht haben. Wir wollten es wirklich versuchen, uns in das Mumbaier Nachtleben zu stürzen. Und weil es hier in den Discotheken anscheinend strengere Kleiderordnungen gibt, war ich wirklich noch so verrückt und hab mir High Heels für die Disse gekauft. Ich hatte ja niemals gedacht, dass ich hier jemals High Heels und schickere Klamotten brauchen werde, weil mein Indienaufenthalt eher locker lässig und siffig werden sollte. Naja falsch gedacht...
So ging es dann mit High Heels rausgeputzt in die nächste Disse. Das war erstmal nicht so einfach zu finden in Mumbai. Nachdem wir uns rumgefragt hatten, fanden wie ein Disco namens Polyester. Hoffentlich laufen da nicht alle mit Polyesterklamotten rum, war unser erster Gedanke...Nachdem einer unserer Franzosen dann darauf hingewiesen wurde, beim nächsten Mal bitte statt Flip Flops geschlossene Schuhe zu tragen, wussten wir dass wir hier richtig sind...Nachdem wir den Schock aufgrund des Eintrittspreises von ca. 11 Euro überwunden hatten, standen wir mitten in der Party. Wir konnten es nicht glauben. Richtig gute Musik, Alkohol, Mädels in kurzen Kleidchen und Leute die richtig gut angezogen waren. Es war für uns ein kleiner aber feiner Ausflug in die heile Welt von Zuhause. Ich wusste nicht, dass ich dass alles wirklich vermisse, aber war schon toll, mit einem Gläschen Weißwein zu guter Musik zu tanzen. Wir haben es wirklich genossen, und wurden dann um halb vier darauf hingewiesen, dass die Party vorbei ist und wir doch bitte gehen sollen. Naja wir hätten noch bis 7 uhr morgens bleiben können...Draussen hat uns dann Indien wieder mit voller Wucht erwischt. Wir gaben an einem Abend soviel Geld aus, was viele Inder nicht mal in einem Monat verdienen. Wir hatten alle für ein paar Stunden vergessen, wie die Welt draußen aussieht und als wir dann von der Discothek zu unserem Hotel liefen, kamen wir an unzähligen Leuten schlafend auf dem Bürgersteig und Hunden, die nachts besonders aggressiv werden, vorbei. Hin und wieder hat uns noch eine Ratte „Gute Nacht“ gesagt. Willkommen in der Realität! Als wir im Hotel ankamen, bemerkten wir erst dass wir unsere Stimme durch das laute Mitsingen verloren hatten. Unsere Stimmbänder waren das einfach nicht mehr gewohnt. Nach einer eher kurzen Nacht, war dann erstmal ein vitaminreiches Frühstuck notwendig, um uns wieder lebendig zu machen. Dafür hatten wir uns nochmal eines der teureren Restaurant in Mumbai ausgesucht. Und dort fanden wir dann eine deutsche Familie mit drei blonden, blauäugigen Mädchen, sowie eine Menge Engländer, Franzosen...naja wir waren als Weiße einfach nichts Außergewöhnliches mehr...Lecker wars trotz stolzer Preise...Danach versuchten wir dann doch noch ein paar der Sehenswürdigkeiten in Mumbai anzutun. Die hohe Luftfeuchtigkeit macht uns dann aber ein Strich durch die Rechnung und somit konnte nur eine Kirche angeschaut werden...nach einer Kokosmilch stand dann eine Shoppingmall auf dem Programm. Auch das ist Mumbai :-)
Mit einem sehr lustigen Taxifahrer, der versucht hat, uns was über die Europameisterschaft und das holländische und deutsche Team zu erzählen, sind wir vorbei am Strand vom Mumbai gefahren und haben wieder die wahnsinnige Skyline genossen. Mumbai ist eine Stadt, die einen einfach in seinen Bann zieht... Nach einem bisschen „Window-Shopping“ gab es dann noch leckere Nudeln mit Unmengen Gemüse. Dann haben wir verzweifelt versucht, so schnell wie möglich einen Taxifahrer zu finden, der uns schnurstracks schnell zu unserem Hotel fährt und dann zum Mumbai Central Bahnhof fährt. Wir hatten uns nach unserem Frühstück in zwei Gruppen aufgeteilt und haben abgemacht, dass wir uns um 18 uhr wieder am Hotel treffen um gemeinsam zum Bahnhof zu fahren. Am Ende waren wir sehr spät dran, so dass die andere Gruppe unser Gepäck vom Hotel abholen wollte und schon mal zum Bahnhof fahren wollte. Leider haben Sie nur ein Rucksack vergessen und so mussten wir nochmal schnell zum Hotel fahren und dann uns durch den Mumbaier Verkehr quälen. Aber unser Taxifahrer war einfach erste Sahne und hat die Sache perfekt gemeistert. So kamen wir rechtzeitig zur eigentlichen Abfahrt unseren Busses am Bahnhof an. Leider war unser Bus aber schon längst weg, weil uns die netten Leute von der Reiseagentur die falsche Zeit gesagt haben. Nach halbstündiger Diskussion sassen wir dann in einem anderen Bus, den wir nach einer Stunde gegen einen anderen tauschen mussten. Geschlafen hab ich in der Nacht nicht sehr viel, da ich die ganze Zeit aufs Klo musste und der Bus ja ungefähr nie anhält...Dat war nit soo lustig. Den nächsten Tag konnte man mich dann leider in die Tonne kloppen. War aber alles in allem ein geiles Wochenende in einer aufregenden Stadt, in die ich mich so sehr verliebt hab, dass wir sie in zwei Wochen nochmal besuchen werden. Ein Ausflug in das moderne, westliche und extreme Indien...

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