Sonntag, 8. Juni 2008
Umzug und Hinduismus in Pushkar
Nach unserem erlebnisreichen Wochenende nach Jaisalmer stand am Mittwoch darauf unsere Umzug an. Nach ca. 3 Jahren Praktikantenunterkunft wurde unser altes Pyjamas (so nennen wir unsere Wohnung) gegen eine neuere, saubere und um einiges größere Wohnung ausgetauscht. Unsere Wohnung war mit der Zeit wirklich nicht bewohnbar. Die Ameisen hatten es mittlerweile sogar ins Schlafzimmer geschafft und die Wohnung sah aus wie ne Messie-Wohnung, wie man Sie von taff auf ProSieben kennt. Die letzten drei Jahren haben alle Mitbewohner ein Teil ihres Gepäck einfach im Pyjamas gelassen...Und dann sammeln sich nun mal mit der Zeit ein Dutzend Bettlacken, Kopfkissen, Parfümflaschen, Ohrringe, Taschen, Schuhe und anderer Kram an. Somit mussten wir am Mittwoch nach der Arbeit erstmal "brauchbar" von "wegschmeißen" trennen...Dann mussten wir unsere ganzen Sachen packen und in irgendwas verstauen. Umzugskarton gibt es nämlich in Indien nicht :-) Aber wir hatten ja Eimer, Schuhkartons und natürlich Plastiksäcke. Nach insgesamt 6 Stunden hatten wir alle Klamotten, Schuhe, Möbel, Geschirr, Bücher und alles andere von dem wir uns nicht trennen könnten, in unsere neue Wohnung mit einem Lieferwagen verfrachtet. Tatkräftige Unterstützung hatten wir von 10 indischen Halbstarken von Aisec. Um 0 Uhr sind wir dann todmüde ins Bett gefallen. Am nächsten Tag ging es dann mit dem Einräumen aller Sachen weiter. Nachdem wir jetzt endlich wieder eine Putzfrau und einen Laundry Guy haben, haben wir uns in unseren neuen Wohnung ganz gut eingelebt. Jetzt brauchen wir nur noch Wasser und Zeitung und unser neues Pyjamas ist wieder ganz das Alte.
Nach dieser anstrengenden Woche hatten wir uns ein absolut entspannendes Wochenende verdient. Somit ging es Freitag mit dem Sleeperbus nach Pushkar. Wie die meisten unseren Wochenendziele auch in Rajasthan. Erstmal hatte der Bus natürlich ne halbe Stunde Verspätung. Kurz vor Pushkar ist dann der Bus einfach stehen geblieben, jeder ist ausgestiegen, aber keiner konnte erklären, was eigentlich los ist. Wirklich niemand in der Nähe konnte Englisch sprechen und somit saßen wir in unserem Bus und haben gewartet. Irgendwann kam dann mal jemand und hat gemeint, wir sollen in einen anderen Bus steigen. Wir hatten aber Bustickets direkt nach Pushkar gekauft und somit waren wir stur und blieben im Bus sitzen. Nach einer halben Stunde kam uns die Idee, einer unseren indischen Freunde anzurufen, die dann mit dem Busfahrer auf Hindi reden und es uns nachher auf Englisch erklären. So haben wir dann nachher erfahren, dass der Bus kaputt ist und wir deswegen in ein anderen Bus steigen müssen. Somit saßen wir dann nochmal 2 Stunden länger in einem anderen Bus. Der fuhr aber leider nur nach Ajmer, ca nochmal ne halbe Stunde von Pushkar entfernt. Somit müssten wir uns dort dann wieder eine Rikscha suchen, die den steilen Weg um einen Berg herum von Ajmer nach Pushkar auf sich nehmen wollte. Natürlich wieder mit einer Verspätung von 5 Stunden kamen wir in Pushkar an. Dann ging es direkt zum Hotel durch die Gassen von Pushkar. Naja nicht ganz direkt...Ich hatte mir vorher den Lonely Planet genau angeschaut, in dem geschrieben stand: Nehmen sie sich in Acht vor angeblichen Priestern, die mit Ihnen für ihr Karma und das ihrer Familienmitglieder betten wollen. Am Ende der ganzen Prozedur, bei der man ein Bindi auf die Stirn geklatscht gekriegt, ein rotes Band um den Arm und eine Kokosnuss sowie rote und gelbe Blumen in den See von Pushkar schmeißt, wird für das alles natürlich Geld verlangt. Auf einmal können die sonst so „friedlichen“ Priester ganz schön böse werden, wenn man ihnen kein Geld geben will.
Wir waren nicht mal richtig in Pushkar angekommen und schon sind wir darauf reinfallen. Pushkar ist eine sehr heilige Stadt für Hindus und hat sehr strenge Regel, die lauten: Kein Alkohol, kein Fleisch, kein Ei und keine Küsse. Im See von Pushkar wurde Gandhis Asche verstreut und rund um den See findet man die sogenannten Ghats, an denen sich die Hindus waschen. Wir sind dann nach einer halben Stunde in Pushkar gleich zum Hinduismus übergetreten, haben kräftig für unser, Mamas, Papas und Geschwisters Karma gebettet. Manchen von uns war das sogar 500 Rupien wert. Ich hab mir vorgenommen, dass ich für irgendein Karma kein Geld zahlen muss. Somit hab ich meinem Priester versucht auf Englisch zu erklären, dass ich es schlimm find, dass der Hinduismus in manchen Orten so kommerziell geworden ist und alles mit Geld verbunden ist. Nach einem „Thank you“ bin ich dann einfach gegangen. Mir war mein Karma nun mal keine Rupie wert. Als wir uns dann aus den Armen der Priester befreit hatten, kamen wir endlich in unserem wunderschönen Hotel „Seventh Heaven“ an. Es war wirklich wie der siebte Himmel...wunderschön eingerichtete Zimmer mit einem riesigen Bett, in der Mitte des Hotels war ein kleiner Garten und überall standen schöne, gemütliche Hollywood-Schaukeln, alles war voll mit Pflanzen. Man hätte dort das ganze Wochenende verweilen können, ohne einen Fuß raus zusetzten. Nach einer Dusche ging es aber in die Einkaufsgassen von Pushkar. Schnell haben wir herausgefunden dass Pushkar ein Shoppingparadies ist. Somit haben wir den ganze Samstag mit Shoppen verbracht. Am Abend sind wir dann direkt am See in ein Restaurant gegangen, dass voll gestopft mit Backpackern war. Wir sind es immer noch nicht gewohnt, so viele weiße Menschen in Indien auf einem Fleck zu sehen. Dementsprechend überfordert waren wir dann:-)
Am nächsten Tag haben wir uns dann erstmal mit einem leckeren Frühstück gestärkt. Dann hatten wir uns vorgenommen, uns doch ein paar Dinge in Pushkar anzusehen. Als erstes sollte der Brahma-Tempel auf dem Programm stehen. Anscheinend der einzige in ganz Indien. Um dort hinzukommen, müssten wir leider auch wieder durch Shoppinggassen laufen. Somit gab es hin und wieder Zwischenstopps von dem ein oder anderen. Am Tempel angekommen, mussten wir dann erstmal unsere Schuhe ausziehen und unsere Taschen ablegen. Als wir unsere Füße auf die erste Stufe gesetzt hatten, kam uns dann auch wieder sofort ein „Priester“ entgegen, der mit uns die Tour durch den Tempel machen wollte ohne das wir es wollten. Nach ganz viel Betterei und Blumen verstreuen, dürften wir uns dann zu einem Guru setzten, der aber total nicht an uns interessiert war. Unser „Priester“ hatte gemeint wir können ihn fragen, was wir wollen und er kann uns eine Antwort darauf geben. OK, was fragt man eine Guru oder welche Frage getraut man sich wirklich laut auszusprechen. Somit saßen wir nur vor dem Guru, haben uns alle gegenseitig ignoriert und kamen uns dementsprechend bescheuert vor. Nach ca. 15 Minuten und 100 Rupien weniger hatten wir die ganze Prozedur endlich überstanden. Und wieder hab ich mich an diesem Wochenende gefragt, wieso alles Sprituelle, eigentlich Wunderschöne, durch diesen kommerziellen Gedanken zerstört werden muss. Und wieder hab ich mir einfach nur gewünscht, Indien manchmal als Inder zu erleben und nicht als weißer, reich aussehender Tourist, der jedes Ritual miterleben will, damit er daheim davon erzählen kann und nicht weil er es selber darin einen Sinn sieht. Leider hatten wir nach dieser Tempel-Erfahrung auch schon genug vom Sight-Seeing. Somit wollten wir uns restlichen Tag noch mal ins Shopping-Fieber stürzen. Zwischendurch waren dann nur noch ich und Karin zusammen und der Rest der Gruppe war irgendwo verstreut. Unseren Franzosen Antoine haben wir irgendwann entdeckt, gefangen in der Mitte von zwei Gypsie-Tänzerinnen. Von dem Anblick von zwei Inderinnen mit einem weißen Mann versteckt in einem kleinen Raum, waren wir dann erstmal geschockt. Karin hat mir dann erklär, dass die meisten Gypsie-Tänzerinnen oftmals auch Prostituierte sind...Wir dachten uns, dass das für Antoine alleine zu gefährlich ist und hatten uns einfach dazu gesetzt. Sie hatten es bereits geschafft, ihm seine Hand mit einem Henna-Tattoo zu bemalen...und ganz schnell hatte eine der Gypsie-Tänzerinnen meine Hand gepackt und auch ein Tattoo auf meine Hand geklatscht. Ich wusste ja schon am Anfang, dass sie Geld dafür verlangen werden, aber als mir Antoine sagte, dass er 500 Rupien dafür bezahlt hatte, stockte mir echt erstmal der Atem. Naja also mal abwarten, was sie von mir verlangen werden. Nach einem nettten Pläuschen und einem Fotoshooting mit Gypsie-Tänzerinnen und ein paar indischen kleinen Jungs kamen wir dann zur Preisverhandlung. Weil ich ja eine wirkliche gute Freundin von ihr bin, verlangt sie von mir nicht soviel wie von den anderen. Normalerweise verlangt sie 800 Rupien, aber von mir und von Karin verlangt sie nur 600 Rupien. So wurde das anfangs nette Gespräch gleich ziemlich böse. Ich drückte ihr 500 Rupien für beide Tattoos in der Hand, nachdem ich mich mit ihr gestritten hab, wie unverschämt es ist, soviel von uns verlangen. War ziemlich schockierend wie schnell die Freundlichkeit verflogen war.
Im Laufe des Tages hatten wir dann noch erfahren, dass es in Ajmer den ganzen Sonntag Aufständ gaben und Leute aus einer bestimmten Kaste, Busse angehalten haben, die Leute rausgezogen haben und die Busse angezündet haben. In ganz Ajmer war der Teufel los. Schnell war für uns klar, dass wir nicht, wie eigentlich geplant, mit dem Bus nach Hause fahren werden. Erstens wollten wir nicht durch Ajmer fahren, das war uns dann doch ein bisschen zu gefährlich und zweitens hatten wir keine Lust darauf, dass unser Bus brennt. So mussten wir mal wieder zum Plan B zurückgreifen. Soll ja öfters in Indien vorkommen. Plan B bestand aus einem Fahrer, der uns sicher von Pushkar nach Baroda fahren soll. Naja unser Auto brannte nicht und von den Aufständen haben wir nicht mehr viel gesehen, als wir um 19 uhr durch Ajmer gefahren sind. Aber mit einem Fahrer zu fahren, der liebend gern in der Kurve überholt, mit voller Geschwindigkeit über Speedbreaker fährt und Vollbremsungen nicht schlecht für die Reifen hält, ist vielleicht auch nicht gerade die sicherste Variante. Aber wir hatten schon schlechtere, verrücktere Fahrer. Also wir könnten in aller Ruhe schlafen und waren dann um 6 Uhr morgens in Baroda...
Es war ein wunderschönes, entspannendes Wochenende an dem uns nicht nur einmal die Augen geöffnet wurden, dass wir immer noch Touristen sind, die mitten in Indien angekommen sind. Indien kann auch unfreundlich, kalt, gewalttätig und kommerziell sein...oder spirituell, ruhig, faszinierend, aufregend???

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 7. Juni 2008
Höllenfahrt, Kamele und Chai
Leider hab ich auf meinem Blog die letzten Wochen eher durch Abwesenheit geglänzt. Aber durch unseren Umzug, die Arbeit ( ja, meine Lieben ich arbeite hier wirklich hart) und das Wetter, dass einfach total müde macht, habe ich erst jetzt Zeit gefunden, meinem Blog zu aktualisieren. Mein Problem ist ja auch immer, dass ich mich nicht kurz halten kann und ich einem Wochenende immer ne ganze DINA 4 Seite widme.
Aber kommen wir mal zum wichtigen Teil der Geschichte: Ich bin in Indien, mir geht es gut und ich schwitze. Mehr müsst ihr eigentlich nicht wissen. Aber der Blog wäre ja nicht mein Blog, wenn dieser Eintrag hier schon zu Ende wäre.
Nachdem wir von unserem Urlaub wieder nach Baroda kamen, kam erst einmal eine stressige Woche auf uns zu. Am Wochenende vom 17.-18. Mai wollten wir uns dann mit einer Kamelsafari nach Jaisalmer belohnen. Am Freitag hatten wir vor, mit einem Fahrer um 8 Uhr die 500 Kilometer in ca. 13 Stunden zurückzulegen. Nachher ist aus 20 Uhr 21.30 Uhr geworden, aus 500 Kilometer sind 800 Kilometer und aus 13 Stunden sind 19 Stunden geworden. Aber alles nach der Reihe. Unser Fahrer kam eineinhalb Stunden zu spät, er wusste den Weg nicht und hat sich deswegen verfahren und deswegen 300 Kilometer umsonst gefahren und hat deswegen 6 Stunden länger gebraucht. Darüber hinaus konnte unser Fahrer kein Wort Englisch sprechen und das hat mich noch wütender gemacht. Ach ja und darüber hinaus ist unser Fahrer schon nach einer Stunde eingeschlafen, weil er den ganzen Tag schon Fahrten gemacht hat und demenstprechend müde war. Somit ist er dann die ersten drei Stunden nie schneller als 50 km/h gefahren, weil er so kaputt war. Nach drei Stunden hat er dann bei einer Raststätte angehalten und hat zu einem Jungen, der ein bisschen Englisch konnte gesagt, dass er jetzt gerne ne Stunde schlafen möchte. Nachdem er für ne Strecke von 1 ½ Stunden 3 Stunden gebraucht hat, waren wir auch dann auch ziemlich sauer, als er gemeint hat, er braucht jetzt ne Stunde Schlaf. Aber wir hatten ja keine andere Wahl. Während der Fahrt hab ich dann eher wenig geschlafen, weil er es mir verboten hat, weil er sonst auch einschläft, wenn wir alle schlafen. Ok, aber wie soll ich ihn wach halten, wenn ich nicht mit ihm reden kann bzw. wenn er mich nicht versteht. Gut ich hätte ihm natürlich ne Geschichte erzählen können, die er dann nicht verstanden hätte. Er hat mir aber dann mit Händen und Füssen erklärt, dass Stef, Karin und ich uns unterhalten sollen und er dann nicht so schnell einschläft. Nachdem er dann irgendwann am nächsten Vormittag fast ein Auto gerammt hat, weil er einen Sekundenschlaf hatte, hatte ich ihn des Öfteren angeschrien hab, was er zum Glück nicht verstanden hat. Ich glaub nämlich nicht, dass er so glücklich gewesen wäre, wenn er „Please, put your fucking ass on the seat“ verstanden hätte. Irgendwann hat das Auto dann noch gesponnen weil es einfach zu heiß war. Um 16.30 Uhr, nach furchbaren 19 Stunden sind wir dann endlich in Jaisalmer angekommen. Schon auf dem Weg war uns klar, dass wir den Fahrer nicht für den Weg zurück nehmen. Ich hatte noch nie so Angst in einem Auto und ich war einfach überglücklich und total übermüdet, als wir angekommen sind. Am Ende könnte ich wirklich nicht mehr schlafen weil ich so Schiss hatte. Unsere Kamelsafari hätte eigentlich um 15.30 angefangen. Aber ich hatte während der ganzen Fahrt des Öfteren, den Besitzer der Reiseagentur, die die Kamelsafaris organisiert angerufen und hatte ihm erklärt, dass es wohl später werden wird. Der Besitzer, der berühmte Mr. Desert, das Gesicht von Jaisalmer, ist ein wirklich sehr netter, älterer Herr mit einem herrlichen Schnurrbart und einem Turban, der er immer sofort aufsetzt, wenn er einen Fotoapparat sieht. Und was noch viel besser ist, er spricht wirklich sehr gutes Englisch. Nach unserer chaotischen Fahrt waren wir dann einfach nur froh, als uns Mr.Desert mit offenen Armen am Auto abholte. Aller Ärger wäre ja fast verflogen, wenn wir unseren Fahrer leichter losgekriegt hätten. Natürlich hat er die Welt nicht verstanden, als er von Mr.Desert erklärt bekommen hat, dass wir nicht mit einem Verrückten nochmal 19 Stunden im Auto sitzen wollen und den Bus bevorzugen. Nach einer weiteren Stunde, in der ich mich sehr anstrengen musste, nicht komplett auszuticken, haben wir dem Fahrer 200 Rupien in die Hand gedrückt, damit er sich was zu essen kaufen kann. Und dann müsste ich dieses Gesicht zum Glück nie wieder sehen. Jetzt konnte es losgehen. Dann hat unser lieber Mr.Desert seine geldgeile Seite mal kurz gezeigt, indem er gemeint hat, wir müssten 200 Rupien mehr als vereinbart zahlten, weil Merle kurzfristig nicht mitkonnte, weil sie eine Entzündung am Fuss hatte und er eigentlich die Safari für vier Personen geplant hatte. Aber nach dieser Höllenfahrt war uns das so was von egal, wir wollten einfach nur auf einem Kamel sitzen. Gesagt, getan...Erstmal sind wir mit unserem Führer (hab leider seinen Namen vergessen) ca. 20 Minute mit dem Jeep zu unseren Kamelen gefahren. Unser Führer war leider nicht Mr.Desert; der hat zwar die Zügel in der Hand, wenns um die Organisation geht, aber Touristen durch die Wüste führen, dafür ist er dann doch zu alt.
Nachdem wir es dann geschafft haben, auf das Kamel zu steigen und dann sogar das Aufstehen des Kamels ohne Schaden überstanden haben, könnte es losgehen. Ich hatte am Anfang ja gedacht, dass jedes Kamel miteinander verbunden ist und das vorderste Kamel den Weg weiß. Aber wir könnten alle total unabhängig reiten. Naja und auch wenn die Kamele gut trainiert waren und ganz gut den Weg wussten, kam es dann schon mal vor, dass ein Kamel ein total anderen Weg als die anderen gelaufen ist, zum Beispiel weil irgendwo ein grüner Leckerbissen blühte. Wir hatten aber zum Glück unseren Kameltreiber dabei, der unsere Kamele immer wieder auf die richtige Bahn gebracht hat. Leider hatten wir nicht das beste Wetter erwischt, und so war die ganze Safari eine ziemliche windige Angelegenheit. Unser namenloser Führer hatte mir zum Glück bevor es losging, einen Turban um Kopf und Gesicht umgebunden. Aber der Wind hatte mir trotzdem ständig den Sand ins Gesicht gepfeffert. Nachdem wir den Sonnenuntergang auf dem Rücken eines Kameles bewundern durften, sind wir mit 6 Kilo Sand im Gesicht und Haar an unserem Schlafplatz angekommen, bei dem Mr.X AKA namenloser Führer schon auf uns wartete. Unser Kameltreiber machte dort ein leckeres Essen am Lagerfeuer, das leider schnell ganz sandig geschmeckt hat. Dazu gab es leckeren Chai...Dann setzten wir uns auf ein Campingbett, haben die Sterne unter den Wolken gesucht, haben die Wüstenhunde versucht zu vertreiben, die das Essen gerochen hatten, haben versucht uns die Mistkäfer vom Leib zu halten, die an unserer nackten Zehen geknabbert haben und haben uns mit Mr.X über Indien und über die Schönheit und Perfektion Rajasthans unterhalten. Seiner Meinung nach, natürlich der bester Staat in ganz Indien. Da kann sogar Kerala und Goa abstinken....Rajasthan mit seiner Wüste und den farbenfrohen Turbanen, dem köstlichen Essen, den Kamelen und naja einfach „better than any other state“:-)
Nach unserer fast schlaflosen letzten Nacht, sind wir dann doch auch in der Wüste schnell müde geworden. Somit hat dann unser Führer für uns die Betten aufgeschlagen. Und unser Kameltreiber hat die Kamele in einen nahen Stall gebracht. So haben wir dann die Nacht unter freiem Himmel mitten in der Wüste eingemummelt in unsere Schlafsäcke verbracht. Zum Glück waren wir hinter einer Sanddünne besser geschützt vor dem Wind und so hatte wir eine wirklich erholsame Nacht mit dem Jaulen der Hunde in den Ohren. Eigentlich hatten wir vor, für den Sonnenaufgang früher aufzuwachen. Leider hatte uns unsere Müdigkeit aber ein Strich durch die Rechnung gemacht. Um kurz nach 7 stand die Sonne schon ziemlich weit oben am Himmel. Nach einer Katzenwäsche in der Wüste gab es ein herrliches Frühstück mit Toast, Butter, Marmelade, Eiern, frischer Mango und leckerem Chai...Dann ging es nochmal auf unsere Kamele. Wir rieten nochmal ca. 2 Stunden zu einem Dorf, bei dem dann die Kamele wieder durch den Jeep ausgetauscht wurden. Dort haben wir Frauen beim Wasserholen an einem Brunnen zugeschaut...Dann ging es weiter zu den Ruinen von mehreren älteren Häusern und Palästen, die von Fledermäusen belagert waren. Nach diesem Stückchen Sight Seeing ging es dann wieder zurück mit dem Jeep nach Jaisalmer. Dort könnten wir in einem netten Hotel erstmal umsonst eine wohlverdiente Dusche nehmen. War garnicht so einfach den ganzen Sand aus den Haaren zu kriegen. Danach haben wir mit Mr.Desert nochmal einen Chai getrunken und uns über seine Berühmtheit und Jaisalmer unterhalten. Er ist einer wenigen Reiseveranstalter, der die Plastikflaschen und den anderen Müll nicht einfach in der Wüste liegen lässt, sondern alles mitnimmt und dann in Jaisalmer wegschmeißt. Dafür zahlt man dann auch gernmal 200 Rupien mehr...Dann hat uns Mr.Desert angeboten, ein Bild mit ihm zu machen. Das Angebot könnten wir natürlich nicht abschlagen. Jeder von uns dürfte einmal einen Turban aufsetzten (das sah sehr komisch aus, weil einmal mein Kopf zu groß für den Turban war und Frauen ja fast nie Turbane tragen). Mr. Desert hat seinen Turban dann auch aufgesetzt, sein Bindi erneuert und sein Schnurrbart mit Wachs gezwirbelt. Dann konnte es losgehen mit dem Fotoshooting. Anschließend haben wir uns noch das Jaisalmer Fort angeschaut, in dem sogar ein Teil der Bevölkerung von Jaisalmer lebt. Natürlich kamen wir nicht daran vorbei, ein paar Sachen zu kaufen. Natürlich haben wir uns mal wieder mit ein paar Verkäufer gestritten, die gemeint hatten dass 1500 Rupien für ein Tuch ein total normaler Preis ist, und dass er für uns ein besonders guten Preis macht weil wir „first customer“ sind oder manchmal gibt es einen besonders guten Preis weil wir „last customer“sind. Dann ist es natürlich „best quality“ und „best price“....Zum Abschluss gab es dann noch ein unglaublich leckeres Essen in einem Restaurant, dass wir ca. nach einer halben Stunde Sucherei gefunden hatten, weil ca. jedes zweite Restaurant geschlossen hat, weil ja die Nebensaison ist. Um 17 Uhr am Sonntag abend sind wir dann mit vollen Bäuchen und glücklichen Gesichtern mit dem Bus 13 Stunden wieder nach Baroda gefahren. Es war eine herrliche Fahrt, auf der man trotz der Schlaglöcher, die so groß sind, dass ne ganze indische Familie mit Gepäck Platz hätte, schlafen könnte. Es war egal dass der Fahrer kein Englisch sprechen konnte und der Bus war wirklich nach 11 Stunden um Punkt 4 Uhr morgens in Ahmnabad, wo wir dann unseren Bus nach Baroda suchen mussten. Das war dann wiederum nicht so einfach, weil auf die Frage „Ist das der Bus nach Baroda?“ immer mit einem komischen Kopfschütteln geantwortet wird. Das Kopfschütteln sieht aus wie bei einem Wackeldackel und bedeutet weder ja noch nein, eher vielleicht. Aber die Inder wollen ja nit unfreundlich sein und würden niemals sagen, dass sie die Antwort auf eine Frage nicht wissen. Deswegen wird immer der Kopf komisch bewegt. Wir haben dann doch noch den Expressbus nach Baroda gefunden und so waren wir dann um 6 uhr morgens wieder züruck in Baroda. Es war wirklich ein Wochenende, das grauenhaft angefangen hat. Aber das Schaukeln auf dem Rücken eines Kamels, das herzliche Lachen von Mr.Desert und der wohltuende Chai hat alle Anstrengungen wett gemacht.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 16. Mai 2008
Zwei Wochen nichts tun...
Ich bin wieder zurück aus dem schönen Süden von Indien. Es waren wirklich wunderschöne zwei Wochen, die leider nur viel zu schnell vorüber gingen. Jetzt sitzen wir schon unseren dritten Tag wieder bei der Arbeit, vermissen den Strand und das Nichtstun. Zu allem Übel kommt noch, dass die letzte Nacht kurz war und wir am eigenen Leib spüren durften, dass es in Gujarat richtige Geheimverstecke findet, in denen man Alkohol aus allen Herren Ländern findet. In unserem Falle war das gestern das Haus eines befreundeten Inders, der hier in Indien drei Hotels besitzt und naja dementsprechend wohlhabend ist. Und deswegen sind unseren Augen heute kleiner und unsere Köpfe schwerer. Aber zurück zum wichtigeren Teil: God`s own Country = Kerala und das Mekka der Hippies und Hartz Vier-Empfänger = Goa.
Also am Freitag Abend ging es mit keiner Sekunde Verspätung !!!! nach Mumbai mit dem Zug. Wir hatten uns schon so an die indischen Verspätungen angepasst, dass wir nachher dem Zug hinterrennen mussten und reinspringen mussten. Ist hier aber kein Problem, da die Türen eh die ganze Fahrt offen sind :-) In Mumbai haben wir dann einen Flieger nach Fort Cochin genommen. Somit waren wir am Samstag morgen in dem schönen Fort Cochin. Das ist eher kleines Dorf direkt am Wasser mit wirklich schnuckeligen Gassen und einem netten Hafen. Dem Lonely Planet ( hier unsere Bibel, traue nichts und niemandem, was nicht im Lonely Planet erwähnt ist) zufolge ist die „Stadt“ sehr zu empfehlen. Somit waren wir dann wirklcih erstmal enttäuscht, als wir dann doch nicht mehr als ein paar riesige, kitschig eingerichtete Kirchen zu sehen bekamen. Aber es war die perfekte Einstimmung auf die Unterschiede im Süden des Landes. Der Süden ist um einiges grüner und sieht gesunder aus als der trockene, heiße Norden, in dem wir leben. Geschwitzt haben wir aber trotzdem wie sonst noch was, da die Luftfeuchtigkeit wahnsinnig hoch war. Dazu kommt, dass der Süden einem vorkommt, wie die Aneinanderreihung von vielen kleinen Dörfern mit kleinen Häuschen. Also wirklich die perfekte Einstimmung auf einen Urlaub. Der Süden ist zudem total christlich und man kann überall riesige Kirchen sehen und man trifft so viele Menschen, die englische Namen haben. Also da hatten natürlich die englische Missionare ihre Finger im Spiel. Im Norden hat das womöglich nicht so ganz funktioniert, da das auch näher an Pakistan liegt. Auf alle Fälle sieht man auch in den Kirchen das die Inder auf Kitsch stehen. Überall sieht man bunt angemalte Jesus und Maria-Statuen und blinkt in allen möglichen Farben. Wir haben eine Kirche gesehen, die hatte auf dem Dach eine riesige, bunt angemalte Jesus-Statue. Also wirklich riiiiiiiiiiiiiiiiesig....Die Inder spinnen einfach. Zudem laufen im Süden alle Männer mit den sogennaten Lungis oder Dhotis tragen. Das sind Tücher, die als Rock entweder lang oder kurz um die Hüften getragen werden und ständig neu gebunden werden. Wir haben uns die ganze Zeit gefragt ob die Inder da auch was drunter tragen und ob die Tücher auch zwischen den Beinen gebunden werden. Wir haben ja versucht zu gucken, hat aber nicht geklappt, dann haben wir unseren männlichen Mitreisenden gefragt, ob er die werten Herren mal fragen kann, hat er sich aber nicht getraut und wir können das ja als Mädels nit machen. In Indien ist das wirklich zu gefährlich.... Soviel zu den vielen Unterschiede ca. 1500 Kilometer von uns entfernt. Ich hab in den letzten zwei Wochen erstmal richtig gemerkt wie groß dieses Land wirklich ist. Eindeutig zu groß um den Überblick zu behalten. Am Samstag Abend hatten wir dann unseren ersten heftigen Regen in Indien. Somit waren die Strassen gleich mal überflutet und wir mussten zum Abendessen ins Restaurant schwimmen. Ne so schlimm wars nicht. War mit Flip-Flops und Rock ausgerüstet, also konnte mir der Regen nichts anhaben. Am nächsten Tag sind wir dann auf eine Insel mit der Fähre gefahren um dort zwei Nächte in einem wunderschönen Resort, das direkt am Wasser liegt. Dort haben wir am Strand gelegen, haben dem stürmischen Meer zugeschaut und haben uns von ein paar Indern begaffen lassen :-). Es ist halt immer noch in Indien. Am anderen Tag hat das Wasser nicht so mitgespielt und so haben wie ein einstündigen Ayurveda-Massage genossen. War wirklich lustig und entspannend. Also erstmal musst ich mich ganz nackig machen, ich habe die kleine, zierliche Inderin dreimal gefragt, ob sie das wirklich ernst meint. Beim dritten Mal hat sie mir in die Nase gekniffen und gesagt „ Yes, totally nacked“. War aber wirklich sehr entspannend, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass die mehr ein Teig knetet als mich zu massieren. Danach ging es für drei Tage nach Munnar im Landesinneren. In Munnar liegen die höchsten Teeplantagen der Welt und es ist angenehm kühl. Es ist ein kleines Dörfchen mitten in den Bergen und um hoch zu kommen, braucht man 5 Stunden mit dem Bus. Das war wirklich aufregend stundenlang Serpentinen hochzufahren und zu sehen, dass man links keine Absperrung gesehen hat und die Strassen für zwei Busse einfach viel zu eng war. Aber für die Inder ist wirklich nichts unmöglich. In Munnar waren wir dann drei Tage, wobei nur zwei geplant waren, uns aber ein Streik ein Strich durch die Rechnung gemacht hat. Streiken in Indien heißt, es waren kein Busse, man kein Taxifahrer organisieren und auch sonst sind die Strassen leer und Indien kommt einem vor, als hätte es statt 1,1 Milliarden nur 5 Einwohner...
Am ersten Tag in Munnar haben wir ne einstündige Trekking-Tour gemacht, die über die Berge rund um Munnar ging. Wir sind durch Teeplantagen(Ja, Katrin es waren Tee- keine Hanfplantagen) gelaufen, haben den Frauen beim Tee pflügen zugeschaut und den Ausblick genossen, der nicht so berauschend war, da es ziemlich bewölkt war und wir somit über den Wolken waren. War aber trotzdem super und unser Führer, der gerade mal 4 Sätze Englisch sprechen konnte, hatten wir auch ein Riesenspaß, da wir uns sicher sind, dass er in seinem früheren Leben Fotograf war, weil er immer genau wusste, wo und wie wir unsere Fotos machen sollen. Der hatte wirklich ein geübtes Auge. Am Donnerstag sind wir dann weiter nach Allepey gefahren um dort von Freitag auf Samstag ein Hausboot zu mieten. Aber Satz mit x, war wohl nix. Denn auch die Hausbootbetreiber streiken. Wenn dann, schon richtig...Somit hingen wir wieder ein Tag mehr in Allepey fest und haben dort am Strand 4000 mal die Frage „Where are you from?“ und „Whats your name?“ „What are your parents doing?“ „ How many sisters and brothers?“ beantwortet.
Am Samstag ging es dann endlich auf ein Hausboot mit eigener Crew, die aus Koch, Kapitän und Mechaniker besteht, wobei alle drei Männer alle drei Aufgaben auf einmal erfüllen. Das Hausboot ist aus Naturmaterialien und fährt den ganzen Tag durch die sogenannten „Backwaters“. Das sind Wasserstrassen die an vielen kleinen Inseln mit Dörfern vorbeigehen. Die Einwohner dieser Dörfer benutzen immer noch Paddelboote als Fortbewegungsmittel. Es ist wirklich wunderbar entspannend und aufregend zugleich. Uns wurde Mittag und Abendessen, dass herrlich war (frische Tiger Prawns, Kokosreis und Kokoskartoffeln) gekocht und ständig Kaffee und frittierte Bananen serviert.
Am Sonntag wollten wir dann eigentlich 14 Stunden mit dem Zug von Allepey nach Goa nehmen. Leider waren wir bis zur letzten Minute auf der Warteliste 3,4 und 5 und hatten somit keine bestätigten Tickets. In Indien werden immer mehr Zugtickets verkauft, als verfügbar sind, weil davon ausgegangen wird, dass viele storniert werden und somit ist es normalerweise sehr wahrscheinlich Zugtickets die ein Monat vorher auf Warteliste 3,4 und 5 sind, dann auch bei Reiseantritt bestätigt zu haben. Nicht in unserem Fall. Somit blieb uns nichts anderes übrig als einem 22-jährigen Studenten zu vertrauen der uns auf einer 19-stündigen Autofahrt wirklich manchmal in Panik versetzt hat. Eine Pause hätte der Junge ja in den 19 Stunden nie gemacht, wenn wir nicht zum Glück immer mal wieder aufs Klo mussten.
In Goa angekommen, haben wir uns dann erstmal für eine Nacht in Palolem niedergelassen. Palolem ist im Süden von Goa und hat wunderschöne Strände. Montag und Dienstag lagen wir dann den ganzen Tag am Strand. Montag abend haben wir dann noch zwei Österreicher, einen total verrückten Engländer, einen Däne und einen Holländer kennengelernt. Alle ziemlich alternativ, die denken das Goa Indien ist, womit sie mal absolut garnicht recht haben. Goa ist ne Oase für gestresste Inder und eine Vortäuschung von Indien für ausländische Touristen. Für uns war es wunderschön, auch wenn wir sogar am Anfang bei so viel nackter Haut geschockt waren. Wir haben uns einfach schon zu sehr an die Standards in Baroda gewohnt. Aber in Goa geht alles....
Zwei Tage waren wir noch im Norden von Goa, in Anjuna, um dort auf einem Flohmarkt, mit allem was das Linda-Herz begehrt, ganz nach dem Prinzip „Minimaler Input – Maximaler Output“ einzukaufen. Mit 50 Kilo schwerer ging es dann am Donnerstag wieder nach Palolem, da der Strand in Anjuna wirklich nicht schön war. Zurück in Palolem haben wir uns für die nächsten drei Tage ganz fest vorgenommen, wirklich nichts zu tun und nur am Strand zu liegen, braun zu werden, Mangosaft mit Eiscreme und leckeres Essen zu genießen. Dieses Vorhaben ist geglückt.
Seit Sonntag sind wir wieder relaxt zurück. Am Dienstag hat uns dann erstmal die Nachricht des Bombenanschlags in Jaipur mit 80 Toten geschockt. Jaipur ist ca. 8 Stunden Zugfahrt von uns entfernt und somit für indische Verhältnisse nicht wirklich weit weg. Vor 5 Wochen haben wir die Stadt erst besichtigt und eine ehemalige Mitbewohnerin war ein Tag vor dem Attentat in Jaipur und hat spontan beschlossen, früher abzureisen.
Mir geht es nach zwei Tagen wieder ganz gut, nachdem ich alle Gedanken von „von Indien abhauen“ bis „mich in Baroda einschließen“ auf die Seite geschoben hab.
Die Woche waren wir noch bei einem Schneider um uns einen vierteiligen Anzug für umgerechnet 80 Euro schneidern zu lassen. Nach 3 Stunden hatten wir uns für den Stoff des Anzugs und des Hemds entschieden, sowie für den Schnitt und haben alle Kleinigkeiten, die wichtig an einem Anzug sind geäußert.
Heute geht’s nach Jaisalmer auf eine Kamelsafari, bei der wir in der Wüste übernachten werden.

... link (3 Kommentare)   ... comment